Die Geschichte hinter Steve Jobs & Co.
Die Menschen sind fasziniert von einer guten Geschichte, die sich hinter den Fakten verbirgt. Hätte der alte Homer einfach erzählt, dass die Griechen einen Krieg mit Troja geführt haben, würden heute nur ein paar Historiker über die damaligen Ereignisse diskutieren.
Aber Homer erzählte von einer Tragödie aus Liebe, Hass, Heldenmut, List und Untergang. Der Stoff wird auch heute nach fast 3.000 Jahren immer noch gelesen. Oder denken Sie an die aktuellen Verfilmungen über Apple und Facebook. Ging es dabei um die Technik und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben? Nein, es ging um die Menschen dahinter. Wer war dieser Steve Jobs eigentlich? Wie kam Mark Zuckerberg auf die Idee ein soziales Portal zu konzipieren? Das interessiert die Menschen. Nur wie funktioniert das bei der Präsentation eines mittelständischen Schraubenherstellers zum aktuellen Schraubensortiment oder beim Statusbericht einer im Bau befindlichen Kläranlange?
Storytelling – eine altbewährte Methode
Wenn Sie in Ihrer Präsentation einfach nackte Zahlen und Fakten aufzählen, laufen Sie Gefahr, dass Ihr Publikum irgendwann abschaltet. Gelingt es Ihnen jedoch die Inhalte Ihrer PowerPoint-Präsentation in eine interessante Geschichte einzubetten, haben Sie große Chancen, dass die Zuhörer an Ihren Lippen hängen.Die Kunst, die Geschichte hinter den Fakten zu finden und zu erzählen, nennt man Storytelling.
Menschen lieben gute Geschichten. Das war an den Lagerfeuern der Steinzeit nicht anders als bei den aktuellen Bestseller-Listen der großen Verlage. Und wir wissen alle, was eine gute Geschichte ausmacht. Spätestens wenn wir uns durch einen langweiligen Roman gekämpft oder uns über einen schlechten Spielfilm geärgert haben, ist uns klar, wie es nicht funktioniert. Wenn der Inhalt unglaubwürdig, die Charaktere blass und die Handlung verworren ist, verlieren wir schnell die Lust.
Die Geschichte muss uns emotional fesseln, nachvollziehbar sein und einen Spannungsbogen haben. Obwohl das alles irgendwie klar ist, stellt es doch eine große Herausforderung dar, einen echten Bestseller zu schreiben. Ganz so einfach ist es eben leider nicht. Sollte man sich mit dem Thema Storytelling dann überhaupt weiter beschäftigen oder ist das nur der Job von Schriftstellern, Journalisten und Drehbuchautoren? Braucht man guten Geschichten für eine Präsentation?
Ja. Denn für eine gute Geschichte sprechen so viele Punkte. Gute Geschichten:
· stimulieren weit mehr Gehirnbereiche als reine Fakten
· erwecken mehr Aufmerksamkeit
· regen zum Mitdenken an
· stellen eine emotionale Verbindung zum Leser/Zuhörer her
· verleihen einem Sachverhalt Bedeutung und Sinn
· binden den Zuhörer/Leser ein und lassen ihn mitdenken und mitfühlen
· sind unterhaltsam
· lassen schwere Sachverhalte verständlicher erscheinen
· stimulieren die eigene Fantasie
· werden besser im Gehirn abgespeichert als die reine Information
· werden gerne weiter erzählt.
Das moderne Marketing hat den Verkauf von Produkten über gute Geschichten, also über das Storytelling, längst für sich entdeckt. Es ist nicht einfach nur eine weitere Werbeform. Geschichten liegen uns Menschen einfach im Blut und entfalten eine viel stärkere Wirkung als die Aufzählung von reinen Verkaufsargumenten.
Jeder Stoff kann Spannung versprechen
Auf den ersten Blick scheint es so zu sein, als ob viele Ereignisse einfach keinen Stoff für Geschichten liefern können. Sie scheinen zu banal, zu trocken, zu alltäglich. Vermutlich wird aus einem Spatenstich für den Bau von drei Duplex-Garagen durch die Gemeindeverwaltung in Niederbrombach kein klassisches Heldenepos, über das die Menschen noch in Jahrhunderten reden. Aber auch hier könnte sich eine gute Geschichte verbergen. Man muss sie nur suchen. Vielleicht stößt man dabei auf einen Bürgermeister, der seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern sehr ernst nimmt. Vielleicht stößt man dabei sogar auf eine kleine Tragödie über ein Auto, das mangels Parkplätzen ungünstig abgestellt war und einen Unfall verursachte.
So finden Sie Ihre Geschichte!
Die Geschichte hinter einem Produkt oder einer Dienstleistung ist nicht immer gleich zu sehen. Vielleicht müssen Kunden oder Mitarbeiter befragt werden, um die richtige Story zu finden. Manchmal ist nicht unbedingt das Endprodukt die spannende Geschichte, sondern die Idee dahinter und die Entwicklung. Ein kleines Ersatzteil für den Tank einer Verkehrsmaschine ist zunächst einmal nicht unbedingt spannend. Aber wenn der Entwicklungsingenieur nach der Lösung eines bestimmten Problems gesucht hat, wird es interessant. Wenn er es nach speziellen Gesichtspunkten so entwickelt hat, dass es hilft die Entzündung von Kerosin-Dämpfen zu verhindern, dann rettet das unscheinbare Teil Menschenleben.
Folgende Fragen können Ihnen helfen:
· Wer hatte die Idee zu unserem Produkt und warum?
· Welches Problem hatte der Kunde, das wir gelöst haben?
· Wie ging es dem Kunden, nachdem wir sein Problem gelöst haben?
· Wer sind unsere Kunden? Was sind das für Menschen, wofür stehen sie?
· Was sagen die Kunden über uns und unser Produkt?
· Was wollen wir für unsere Zielgruppe erreichen?
· Was haben unsere Lösungen vielleicht mit unserer eigenen Geschichte zu tun?
· Was ist an uns besonders? Was unterscheidet uns von der Konkurrenz?
· Wem wollen wir unsere Geschichte erzählen und wo?
· Können wir unsere Geschichte so erzählen, dass unsere Zielgruppe sie auch versteht?
· Welche Botschaft wollen wir mit unserer Geschichte transportieren (z.B. wir finden immer eine Lösung, wir sind innovativer als unsere Konkurrenz, wir sind die Pioniere auf unserem Gebiet)?
· Welche Emotion wollen wir mit unserer Geschichte auslösen (z.B. Erstaunen, Begeisterung, Bewunderung)?
Fazit
Wenn Sie Ihre Präsentation mit einer guten Geschichte verbinden, haben Sie die besten Chancen, dass Ihnen Ihr Publikum wirklich zuhört. Sie können das Storytelling zur Einleitung in Ihre Präsentation verwenden. Noch besser ist es, wenn Sie die Geschichte ganz mit Ihrer Präsentation verweben und am Ende Ihres Vortrages auch die Geschichte zu Ende erzählt ist. Selbst wenn Sie mit modernster Präsentationstechnik ein High-Tech-Produkt präsentieren wollen, sollten Sie nie vergessen, dass sich die Menschen in den letzten 10.000 Jahren in vielerlei Hinsicht fast gar nicht verändert haben. Das gilt vor allem für unsere Leidenschaft für gute Geschichten.